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Architekturanalyse: Der AMD Instinct MI355X und die CDNA™ 4 Evolution

29. Dezember 2025 durch
Architekturanalyse: Der AMD Instinct MI355X und die CDNA™ 4 Evolution
Nelpx GmbH

In der Welt des High-Performance Computings und der Large-Scale AI-Modelle ist "Datenbewegung" der größte Feind der Effizienz. Der AMD Instinct MI355X wurde mit der klaren Zielsetzung entwickelt, nicht nur die reine Rechenkapazität zu erhöhen, sondern die gesamte Bilanz zwischen Speicherdurchsatz, Rechenpräzision und Interconnect-Latenz zu optimieren.

I. Die CDNA™ 4 Architektur: Ein Paradigmenwechsel

Die vierte Generation der Compute-DNA (CDNA 4) markiert den Übergang zu einem noch feiner granulierten Chiplet-Design.

1. Fertigung und Packaging

  • Hybrid-Node-Strategie: AMD nutzt für die zentralen Rechen-Dies (XCDs - Accelerator Compute Dies) das fortschrittliche 3nm-Verfahren von TSMC. Dies ermöglicht eine signifikante Steigerung der Transistordichte bei gleichzeitiger Senkung der Energieaufnahme pro Operation. Die begleitenden I/O- und Speicher-Controller-Dies werden in 6nm gefertigt, um eine optimale Balance zwischen Kosten und Signalintegrität zu wahren.

  • 3D-Stacking: Durch den Einsatz von AMD Infinity Fabric™ Links und 3D-Die-Stacking werden die Latenzen zwischen den einzelnen Chiplets auf ein Niveau reduziert, das dem eines monolithischen Designs nahekommt, während die Ausbeute (Yield) durch die kleinere Chipfläche der Einzelkomponenten steigt.

2. Die Compute Units (CUs)

Jeder MI355X verfügt über 256 CUs. Das Besondere an CDNA 4 ist die Flexibilität der Matrix-Kerne (Matrix Cores):

  • Instruktions-Set-Erweiterungen: CDNA 4 führt dedizierte Befehlssätze für neue Datenformate ein, die speziell auf die Anforderungen von Transformator-Modellen (wie GPT-4 oder Llama 3) zugeschnitten sind.

  • Sparsity-Support: Die Hardware unterstützt native 2:1 Struktur-Sparsity. Dabei werden systematisch "Nullen" in den Gewichtsmatrizen übersprungen, was die effektive Rechenleistung verdoppelt, ohne den Energieverbrauch proportional zu steigern.

II. Das Speicher-Monolith: 288 GB HBM3E

Der MI355X ist der erste Beschleuniger, der die 288-GB-Marke durchbricht und dabei die schnellste verfügbare Speichertechnologie nutzt.

1. HBM3E Spezifikationen

  • Transferrate: Mit einer effektiven Bandbreite von 8,0 TB/s löst AMD eines der drängendsten Probleme im HPC: den "Memory Wall". Dies entspricht einer Steigerung von ca. 50 % gegenüber der MI300-Serie.

  • Kapazitätsvorteil: 288 GB erlauben es, Modelle mit über 150 Milliarden Parametern auf einer einzigen GPU (mit 4-Bit-Quantisierung) zu laden. In einem Standard-Knoten mit 8 GPUs stehen somit 2,3 TB schneller Speicher zur Verfügung, was die Notwendigkeit für langsames Checkpointing auf SSDs oder System-RAM drastisch reduziert.

2. Cache-Hierarchie und Kohärenz

  • L2-Cache: Die XCDs teilen sich einen massiven L2-Cache, der als Puffer zwischen den Matrix-Kernen und dem HBM3E fungiert.

  • Infinity Cache: Der 256 MB große Infinity Cache reduziert die Speicherzugriffe auf den HBM3E bei Operationen, die eine hohe zeitliche Lokalität aufweisen (z.B. iterative Solver in der Fluiddynamik).

III. Multi-Precision Performance: Von FP64 bis MXFP4

HPC-Anwendungen benötigen Präzision (FP64), während KI-Training Geschwindigkeit (FP16) und Inferenz Effizienz (FP4) erfordert. Der MI355X bedient das gesamte Spektrum:

  1. HPC (Double Precision): Mit 78,6 TFLOPS FP64 bleibt der MI355X ein Kraftpaket für wissenschaftliche Simulationen (Wettervorhersage, Materialwissenschaften).

  2. KI-Training (BFLOAT16/FP16): 2,5 PFLOPS (und bis zu 5 PFLOPS mit Sparsity) setzen den Standard für das Training der nächsten Generation von Foundation Models.

  3. KI-Inferenz (MXFP4): Durch das neue Microscaling-Format (MX) können Daten in 4-Bit-Präzision verarbeitet werden, was eine theoretische Spitzenleistung von 20,1 PFLOPS pro GPU ermöglicht. Dies ist entscheidend für die Skalierung von Real-Time-KI-Diensten.

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IV. System-Integration und Skalierung

Ein MI355X arbeitet selten allein. Die Architektur ist auf massive Skalierung ausgelegt.

1. AMD Infinity Architecture (Gen 4)

  • Bandbreite: Die externen Links bieten bis zu 153,6 GB/s bidirektional pro Link.

  • Topologie: In einem OCP-konformen Beschleunigermodul sind die GPUs in einer "All-to-All"- oder "Fully Connected"-Topologie verschaltet. Dies eliminiert Engpässe bei kollektiven Operationen wie AllReduce oder AllGather, die im verteilten KI-Training essenziell sind.

2. Energie- und Thermomanagement

  • 1400W TBP: Diese enorme Leistungsaufnahme erfordert ein Umdenken im Rechenzentrumsdesign. Der MI355X ist für Direct Liquid Cooling (DLC) optimiert. Das Kühlmittel wird dabei direkt über die Cold-Plates der GPU-Dies geleitet.

  • Effizienz: Trotz der hohen absoluten Leistungsaufnahme ist die Performance pro Watt durch den 3nm-Prozess und die MX-Datenformate deutlich besser als bei den Vorgängergenerationen.

V. Zusammenfassung der technischen Daten (Tech-Spec-Check)

FeatureSpezifikation
ArchitekturAMD CDNA™ 4
Fertigung3nm (Compute) / 6nm (I/O)
Transistoren185 Milliarden
Compute Units256
Speicherkapazität288 GB HBM3E
Speicherbandbreite8.0 TB/s
Infinity Cache256 MB
FP64 Peak78.6 TFLOPS
MXFP4 Peak (w/ Sparsity)20.1 PFLOPS
Max. Leistungsaufnahme (TBP)Bis zu 1400W
FormfaktorOAM (OCP Accelerator Module)

Der AMD Instinct MI355X ist kein bloßes Hardware-Upgrade, sondern eine Infrastruktur-Lösung. Er verschiebt die Grenzen des Machbaren, indem er die weltweit höchste Speicherkapazität mit einer extrem flexiblen Rechen-Engine kombiniert. Für die Ära der "Sovereign AI" und der Exascale-Forschung stellt er das derzeit leistungsfähigste Werkzeug im AMD-Portfolio dar.